Ok, erstmal vorab: Ich weiß nicht, ob man bei einer Woche schon von “Sebum Only” reden kann. Ursprünglich hatte ich eigentlich vor, es mindestens zwei Wochen lang auszuprobieren, hatte aber eben schon nach einer aufgehört. Das hatte zwei Gründe: Schon nach drei Tagen hatte sich das meiste Fett gut verteilt gehabt. Und dann hatte ich endlich die Zeit und Lust gefunden, nachträglich meinen Geburtstagskuchen zu backen und mit auf die Arbeit zu nehmen (ich hatte das nicht während meines Urlaubes gemacht). Kuchen von einer essen, die so fettige Haare hat? Und dann auch noch veganen Kuchen?! Nee, du, lass mal…
Aber ich kann schonmal sagen: es hat sich trotzdem gelohnt.
Gut, wo fange ich an, oder: wo hatte es angefangen: Ich hatte natürlich schon vor einiger Zeit gehört oder eher gelesen gehabt, dass es Leute gibt, die sich die Haare nur noch mechanisch reinigen. Und dass es welche gibt, die als Haarkur ein paar Wochen aufs Waschen verzichten. Klang natürlich interessant, ich hatte aber trotzdem keine Lust gehabt, es nachzumachen. Und dann las ich die Berichte auf Kosmetik Vegan und suchte nach weiteren Erfahrungsberichten. Und noch am gleichen Tag entschied ich mich, es auszuprobieren. Natürlich erst nach unserer Betriebsfeier Mitte März, obwohl meine Kollegen wohl schon so einiges von mir gewohnt sein müssten; ein über Monate hinweg entzündetes Snug-Piercing oder penetranter Apfelessiggeruch nach meinem ersten Essig-Rinse-Versuch (“Wie, das muss man mit Wasser verdünnen?!”) sind da nur zwei Beispiele.
Zu meiner Situation:
Meine Haare sind etwas länger als schulterlang, wellig, ich habe Stufen und einen Pony – das volle Programm eben (ich war mit einem 70er-Jahre-Foto von Christine McVie zur Friseurin gerannt, was hatte ich mir dabei nur gedacht? Also in Bezug auf meine welligen Haare – kurz und stufig geht bei mir eigentlich gar nicht). Ich färbe meistens mit Henna, wasche abwechselnd mit Shampoo und natürlichen Haarwaschmitteln wie Natron, Waschnüssen, Haarseife und so und pflege mit Ölen und herkömmlichen Haarkuren.
Mein Problem:
Trockenes Deckhaar, strähnige Längen, schnell fettende Kopfhaut, kaum Glanz, früher öfters Schuppen. Ich bin chronisch unzufrieden, das macht es vielleicht noch schlimmer.
Vorbereitet hatte ich mich nicht groß, abgesehen vom Lesen der Erfahrungsberichte. Den Eintrag im Langhaarwiki hatte ich mir noch sorgfältig durchgelesen und mir auch die berühmten Fragen gestellt:
“Wie ist meine persönliche Grundeinstellung Sebum gegenüber?”
Ich finde es ok, an sich nicht eklig oder so. Es sieht nur ein bisschen blöd aus und lässt mich nicht die Frisuren machen, die ich machen will, wenn in größeren Mengen vorhanden. Es gehört irgendwie dazu. Ich verstehe ehrlich gesagt diese ganze Angst vor dem eigenen Körper und was er so macht und produziert nicht. Ich sage manchmal, warum ekeln sich so viele Menschen vor dem eigenen Talg auf dem Kopf und waschen sich jeden Tag die Haare (es soll wohl sogar Menschen geben, die sich zwei Mal täglich die Haare waschen), nur um sich danach artfremdes Sebum in Form von Lanolin reinzuschmieren? Warum dann nicht gleich das eigene zur Pflege benutzen? Gegen diesen ganzen unnatürlichen Hygienewahn will ich damit auch ein Zeichen setzen.
“Aus welchem Grunde will ich NW/SO ausprobieren?”
Ich wollte es mal ausprobieren und schauen, ob es was bringt.
“Was erwarte ich von NW/SO?”
Dass meine Haare nicht mehr so trocken sind, weicher werden, mehr glänzen und die Kopfhaut nicht mehr so schnell nachfettet. Viel Geld, ein eigenes Haus, Weltfrieden und dass alle Menschen vegan werden wäre auch prima gewesen.
“Wie sehen meine Ernährung und mein Trinkverhalten aus? Nehme ich zu viel „Müll“ zu mir, der auch über die Kopfhaut wieder ausgeschieden wird? Trinke ich ausreichend (Wasser)?”
Naja…zum Frühstück gibts eine Tasse Grüntee, auf der Arbeit eine Tasse Kaffe und eine Flasche Mineralwasser, später gehts weiter mit Mineralwasser, manchmal einem frisch gepressten Saft, alkoholfreiem Bier, seltener nochmal einem Kaffee, Tee, einem Glas Wein oder Pflanzenmilch oder einem Smoothie. Leider viel Müll denke ich und nicht genug Wasser. Seitdem ich aber weiß, wie belastet unser Leitungswassser ist, ist das leider ein bisschen schwierig.
Dann kam die letzte Haarwäsche, die bestand nur aus einem Esslöffel Natron gemischt mit Wasser und ausgespült mit kaltem Wasser.
“Werkzeuge” hatte ich mir keine im Vorfeld angeschafft; ich hatte das benutzt, was ich schon zu Hause hatte: zuerst hatte ich meine Kopfhaut kopfüber mit meinem Tangle Teezer geschrubbt. Dann bin ich mit meiner Sisalbürste durchgefahren. Danach kam noch eine Holzbürste mit Holznoppen dran und zum Schluss hatte ich meine Haare mit den Fingern durchgekämmt. Und dann hatte ich mich aufrecht hingestellt und alles wiederholt. Alles schön in einen Pferdeschwanz oder Dutt gepackt, Pony weggesteckt, fertig:
Und so schlimm sah das dann gar nicht aus, oder? Das war am Tag vor der ersten Haarwäsche.
So ging das dann eine Woche lang, drei Mal am Tag. Mit Rosenwasser versuchte ich, dem Müffeln entgegenzuwirken. Gerochen hatten meine Haare schon ein wenig, aber ich fand nicht, dass es schlimmer war als wenn ich sie zwei Tage lang nicht gewaschen hätte. Natürlich bin ich jeden Tag an der frischen Luft spazieren gegangen und hatte meine Haare einmal täglich aufgemacht zum “Durchlüften”. Das ständige Haargummitragen war vielleicht nicht ganz so gut; irgendwann fing mein Kopf an wehzutun, als hätte ich ihn mir angestoßen, ich denke, das könnte an der ständigen Spannung gelegen haben (obwohl ich immer darauf achte, keine zu straffen Pferdeschwänze oder Dutts zu tragen)? Mit juckender Kopfhaut hatte ich aber noch keine Probleme gehabt. Geschuppt hatte ich auch nur beim Bürsten. Meine Haare waren schön weich und ich hatte schon fast dieses berühmte “gesättigte” Gefühl, das ich nie während einer Ölkur hatte (außer bei Sheabutter, aber mehr dazu weiter unten). Trotzdem freute ich mich auf die Haarwäsche.
Nach einer Woche und einer Haarwäsche zunächst nur ein “meh”: meine Haare sahen aus wie vorher. Aber ok, schließlich hatte ich es erst einmal gemacht und auch nur für eine Woche. Das war am Donnerstag. Am Samstag kam aber die Überraschung: vorher wären meine Haare nach zwei Tagen schon ziemlich fettig und waschreif gewesen. Jetzt war aber nur der Ansatz leicht fettig, wie früher nach einem Tag. Es hatte sich also wohl doch was getan! Nur die Spitzen waren leicht trocken, da hätte ich wohl ein wenig mit Sheabutter nachhelfen müssen.
Ursprünglich hatte ich mir vorgenommen, es viermal im Jahr zu machen, immer zu Beginn einer neuen Jahreszeit oder so. Die Idee fand ich ganz schön. Aber ich denke nicht, dass ich noch drei Monate warten werde, bis ich es nochmal probiere. Und dann auch länger als eine Woche!
Bis dahin schaue ich mal, was ich noch so ausprobieren werde. Bei meinen Vorbereitungen hatte ich nämlich Sheabutter neu entdeckt. Als ich gelesen hatte, dass Sheabutter dem menschlichen Sebum sehr ähnlich sein sollte, hatte ich mir kurzerhand eine haselnussgroße Menge in die Haare massiert, nur mal um zu schauen, wie es aussieht und ob ich es aushalten könnte, eine längere Zeit so herumzulaufen. Das Gefühl war ganz in Ordnung, schon schwer und fettig, aber nicht so glitschig-ölig (so eine Überraschung) wie mit Öl. Ein paar Stunden später hatte ich es ausgewaschen – das ging überraschend gut, auch viel besser als bei einer Ölkur! Sogar geglänzt hatten sie danach ein bisschen 🙂
Was ich auch noch sagen wollte: Mir ist bewusst, dass ich ständig zwischen “Haar” und “Haare” hin und her pendle. Und…ich hab überhaupt keine Ahnung, was ich benutzen soll. Man kann seine Haare nicht zählen, deswegen sollte man “Haar” sagen, jedenfalls hatte ich das mal gelernt. Aber immer nur “Haar” zu sagen ist auf Dauer irgendwie anstrengend und klingt auch ein bisschen hochtrabend.